Feministische Politikwissenschaftlerin im Exil
Autobiographische Skizze
Kindheit, Jugend, Flucht in den Westen
Meine Mutter Ella Schröder war Dienstmädchen
und ungelernte Arbeiterin zu einem Wochenlohn von 15,- RM. Als ich 1935 in
Halle/Saale geboren wurde, lebte sie in grosser Armut von meinem Vater getrennt.
Er zahlte nie Unterhalt, meine Mutter erhielt nie irgendwelche soziale Hilfe
seitens des NS-Regimes. Sie heiratete ein zweitesmal.
Den Krieg überlebte sie mit drei kleinen Kindern in einem abgelegenen
Dorf im Harz. Nach 1945 verbrachte ich nur wenige Jahre in ihrer Familie,
denn ich hatte einen bösen Stiefvater, der mich als dumm, faul und gefrässig
beschimpfte und schlug.
Eine Grundschullehrerin, die ich sehr verehrte und die mich für begabt
hielt, setzte sich engagiert dafür ein, dass ich in das Heim und die
Oberschule der Franckeschen Stiftungen kam, finanziert mittels eines Stipendums
von 45,- Ostmark.
1954 macht ich Abitur, wurde jedoch nicht zum Studium zugelassen. Ein Jahr
lang arbeitete ich in der Galerie Moritzburg, erhielt jedoch wieder keinen
Studienplatz. Folglich ging ich 1955 in den Westen: hier wurde ich nicht als
politischer Flüchtling anerkannt, mein Abitur galt nicht, auch hier ich
konnte wieder nicht studieren. SBZ-Flüchtlinge galten als
potentielle Propagandisten des Ostregimes.
Jahre des Tellerwaschens, der Haus- und Büroarbeit zu niedrigstem Lohn
folgten. Ich heiratete, hatte ein Kind und liess mich 1967 scheiden.
© 2006-2018 Hannelore Schröder | Sitemap | Datenschutz | | Stand: 01.06.2018