Hannelore Schröder
Terres des Femmes Hurenböcke zum Gärtner machen
Die Stiftung "250. Geburtstag Olympe de Gouges"(1998),
Sitz Amsterdam, nahm zur Vorbereitung dieses Jahrestages Kontakt mit Frauenvereinen
in mehreren Ländern auf, mit dem Ziel, diese zu Aktivitäten im bevorstehenden
Jubiläumsjahr anzuregen. -
Was lag näher, als auch "Terre des Femmes" anzuschreiben. Ich verhandelte
mit Karin Miedler (Zeitschrift) über die Veröffentlichung von Texten
über Olympe de Gouges.
1997 war abgesprochen, dass ich einen Artikel schreibe, der 1998 veröffentlicht
wird.
Für meinen Text, zehn Seiten, war dann aber in allen Ausgaben dieses
Jahres - "kein Platz". Er erschien nicht in zwei Teilen, wie ich vorgeschlagen
hatte, sondern überhaupt nicht! - Erst langsam wurde mir deutlich, dass
Olympe de Gouges' Menschenrechts-Erklärung diesen "Menschenrechts"-Frauen
nicht in ihre pro-Prostitutionsstrategie passt: "
der Frauenhandel war
eine Art Unternehmung
die Frau wird vom Mann gekauft wie ein Sklave an
der Küste von Afrika
", diese, Mme de Gouges' Worte aus dem Jahre
1791 (!) zensierten die Vertreterinnen von "Menschenrechten für
die Frau" - 1998! - Welche Arroganz und Ignoranz!
Die Redaktion erhielt ein Freiexemplar von Olympe de Gouges: "Mensch und Bürgerin.
'Die Rechte der Frau'" (1791), 1995 von mir herausgegeben, eingeleitet und
kommentiert, zur Besprechung. - Es erschien keine Rezension, nur eine kurze
Notiz.
Ich hatte Zustimmung gegeben, dass das VORWORT zu diesem Buch kostenlos in
der Zeitschrift abdruckt wird. Das geschah meines Wissens nicht.
1998 schickte die Amsterdamer Stiftung zwölf Plakate "250. Geburtstag
Olympe de Gouges
" (Herstellungspreis DM 4,50 pro Stück) kostenlos
an diesen Verein. Ob sie ausgehängt worden sind, ist nicht bekannt.
Das Desinteresse am brennenden Problem Menschenrechte
für Frauen, rechtsphilosophisch, historisch und aktuell politisch, die
Missachtung meiner wissenschaftlichen Kompetenz (den bestellten Artikel ohne
Begründung verwerfen!) und des Engagements der Stiftung, die jahrelang
unbezahlt dafür arbeitete, Olympe de Gouges zu ihren 250. Geburtstag
endlich zu ehren
(ohne Geld aus öffentlichen Kassen, ohne Spenden
von Frauen) - seitens dieses Frauenvereins, der "Menschenrechte für die
Frau" im Munde führt, ist so erschreckend wie empörend. Es wäre
ehrlich gewesen, gleich zu Anfang zu sagen: Frauen-Menschenrechte interessieren
uns nicht.
Ende 1999 erhielt ich einen Rundbrief von Christa Stolle und eine Jahresmitteilung
(Zweck Beitrittserklärung und Spenden): darin wird mitgeteilt, dass der
Verein sich
u. a. für "Zwangsprostituierte"einsetzt (als ob es "freiwillige" gäbe!)
und "im Kampf gegen Frauenhandel einen neuen Weg geht
wir suchen die
Konsumenten (!) als Verbündete
Dabei stehen die Freier im Mittelpunkt.
Es wird an die Mitverantwortung als Kunden der Sexindustrie appelliert." Ausgerechnet
die Frauenkäufer "werden zu Zivilcourage und Solidarität mit den
betroffenen Frauen aufgerufen." - Hat frau/mann je gehört, dass SklavInnen
an ihre Sklavenkäufer appellierten, doch so nett und solidarisch zu sein,
mit dem Handel aufzuhören? - Oder dass die AbolitionistInnen solche naiven
und dümmlichen Appelle an die Verursacher der Sklaverei, an die allein
Verantwortlichen richteten? - (Oder gar auf den idiotischen Gedanken kamen,
Sklaverei könne "freiwillig" sein, also weiter bestehen!) - Nein, sie
bekämpften das System der Sklaverei politisch! Sie verlangten Abschaffung
durch die Gesetzgeber - und Strafverfolgung! Aber noch im 20. Jahrhundert
ist diese "Lobbyorganisation und Anwältin entrechteter Frauen und Mädchen"
politisch derart unbedarft, dass sie meint, ausgerechnet mit einer "Männerkampagne",
"in enger Abstimmung mit Männerberatungsstellen, Männer-forschern"
(wirklich?) und mit einer Telefon-Hotline, die die Frauenkäufer "anonym
anrufen, wenn sie Frauen" in Sexualsklaverei antreffen, meint begegnen zu
können. Das heisst ja nun wirklich, die Hurenböcke zum Gärtner
machen! - Die hilfsbedürftigen Prostitutions-Verursacher werden dazu
"aufgefordert, professionelle Hilfsangebote von Männer-beratungsstellen
in Anspruch zu nehmen". - Die massenhaften Verbrechen der Frauenhändler,
Zuhälter, Bordell-Betreiber, Frauen-Verkäufer und -käufer,
diese extremsten Schänder von Frauen-Menschenrechten, von Grundrechten
der Verfassung sind das grösste skandalöse Politikum im heutigen
Unrechtsstaat, das mit Sicherheit nicht durch Kollaboration und "Hilfe" für
die Täter "bekämpft" werden kann.
Mein Offener Brief vom 24.1. 2000 ist die Antwort auf diesen politischen Irrweg
und die Zumutung, dass ich diesen auch noch mit Spenden unterstütze.
Ich erhielt keine Antwort; und es ist nicht anzunehmen, dass der Verein den
Offenen Brief veröffentlicht hat. "Männerforscher" gelten da als
die besseren Experten für Sexualsklaverei - und Menschenrechte der Frauen!
- Wer hätte das gedacht?
UNIVERSITEIT VAN AMSTERDAM
Dr. Hannelore Schröder
Philosophy of Rights
Women's Studies
O. Z. Achterburgwal 237
1012 DL Amsterdam
Terre des Femmes
Menschenrechte für die Frau
Christa Stolle, Geschäftsführerin
Postfach 2565
D-72015 Tübingen
Amsterdam, den 24. 1. 2000
OFFENER BRIEF
Zur Veröffentlichung in der Zeitschrift
"Menschenrechte für die Frau"
Ich protestiere nochmals mit aller Schärfe dagegen,
dass Sie Prostitution, also die finanzielle und sexuelle Ausbeutung von
Frauen durch Bordellhalter/Zuhälter und Frauenkäufer unterstützen!
Damit fördern Sie den nationalen und internationalen Menschenhandel!
Das ist in schreiendem Widerspruch zu ihrer Behauptung, dass Sie für
Menschenrechte von Frauen eintreten! Denn Prostitution ist extremste Schändung
von Frauen-Menschenrechten, nämlich Schändung der Menschenwürde,
der körperlichen Unversehrtheit, der Freiheit und Gleichheit (Grundgesetz).
Prostitution ist schwerste Diskriminierung, extremste "Benachteiligung"
auf Grund weiblichen Geschlechts! Und extremste "Bevorzugung" auf Grund
männlichen Geschlechts! - (ART. 3, GG). - Das alles verstösst
gegen die Verfassung! -
Wer Prostitution auch noch befürwortet, sichert allen Männern
weiterhin das alte Herren-Privileg, Menschenrechte von Frauen zu schänden!
Das soll ganz und gar legal und moralisch vertretbar sein?! - Das heisst
befürworten, dass Männer Frauen weiterhin zur sexuellen Benutzung,
Erniedrigung und Folterung kaufen bzw. zur finanziellen Ausbeutung verkaufen,
also weibliche Menschen zu Waren machen. Das ist Sklaverei! - Es ist schier
unbegreiflich, dass auch Sie der männlichen Lügen-Propaganda aufsitzen,
manche Prostituierte wären es ja "freiwillig"! "Also" ist das menschenrechtlich,
verfassungsrechtlich in Ordnung - und kann so weiter gehen! - Wirklich?
Die wenigen Prostituierten, die das von sich behaupten, haben längst
keinen freien Willen mehr, sind nur noch die Stimme ihrer Herren, Zuhälter
und Käufer; demoralisiert, haben sie jedes Bewusstsein von ihrer
Menschenwürde seit langem verloren. - Die grosse Mehrzahl der Prostituierten
will aus dem sexuellen Terror heraus, aber die Herren der Bordell-Industrie
halten sie mit brutalster Gewalt, Waffengewalt im Griff. Diese Prostituierten
brauchen also dringend Fluchthäuser, Aussteige-Programme, Berufsausbildung,
Lohnarbeit, Schutz vor Zuhältern durch Gesetz, Polizei und Justiz.
Und die "Nachfrager", die Frauenkäufer, müssen endlich per Strafgesetz
verfolgt werden: Sklavenhandel, Sklaven kaufen ist seit langem verboten!
- Auch sich selbst "freiwillig" an einen Fremden verkaufen, ist verboten!
- Also muss endlich verboten werden, dass Männer weibliche Menschen
kaufen - zwecks sexueller Ausbeutung ihrer Leiber! - Das sind neue Wege,
die in der BRD endlich beschritten werden müssen! - Sie aber heulen
mit den Wölfen! Sie haben keine Kenntnis von Menschenrechten für
Frauen, von kritischen feministischen Untersuchungen und von internationalen
Frauen-Aktivitäten gegen die unsäglichen Greueltaten der Frauenhändler,
Prostitutions- und Pornographie-Betreiber, wozu auch die Parteien
und die Regierung selbst gehören! Sie haben sich deren politische Doppelmoral
und zynische Rechtfertigungen zu eigen gemacht! Sie lesen, sehen, lernen
nichts, wollen Ihren Kurs nicht überdenken! Sie zensieren selbst Kritik!
Sie ignorieren, ja ersticken jede Warnung von sachkundigen Frauen.
Meinen Artikel zu diesen brennenden Problemen haben Sie unterschlagen, nicht
veröffentlicht. Damit schänden Sie auch mein Menschenrecht auf
Meinungsfreiheit und Freiheit der Wissenschaft! - Sie setzen sich lieber
mit den Frauenschändern - "im Mittelpunkt" - an einen Tisch, statt
sie politisch zu bekämpfen! Sie sind weder sachkundig noch unabhängig.
Sie kollaborieren mit den Frauenkäufern und -verkäufern: Sie machen
ja in Ihrer Zeitschrift noch Propaganda für Prostitution! -
Wie mich, so führen Sie all die Frauen in die Irre, die Ihnen bisher
glaubten, dass Sie wirklich für Menschenrechte für Frauen arbeiten!
- Was Sie darunter verstehen ist aber politisch und moralisch pervers -
das Gegenteil!
Aus diesen Gründen will ich nichts mehr mit Ihnen zu tun haben! Streichen
Sie mich von der Adressenliste.
Dr. Hannelore Schröder,
Rechtsphilosophie-Frauenstudien
Autorin "Menschenrechte für weibliche Menschen"
Coalition Against Trafficking in Women, Amherst/USA
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