Ursula-Franziska Scheid-Schröder, Leipzig
Sexismus ist ein Verbrechen
Hannelore Schröder:
Menschenrechte für weibliche Menschen. Zur Kritik patriarchaler Unvernunft.
ein-FACH-verlag. Aachen 2000.
ca. Euro 17,50
Sexismus ist - ebenso wie Faschismus - keine Meinung,
sondern ein Verbrechen! Hannelore Scxhröder nimmt sich in einer Sammlung
von Artikeln - z. T. neu bzw. verstreut erschienen - der Menschenrechte
für weibliche Menschen an. Sie seziert das Denken der Herrschenden (die
Verkündung von Bürgerrechten/Verfassungen etc.) und die herrschenden
Denker (Kant, Hegel, Weininger u. a.), entlarvt die Festschreibung von Privilegien
für Männer in Gesetzen, Philosophien und Alltag als Herrschaft derselben
über Frauen.
Sie weist mit präziser Begrifflichkeit und dem Aufspüren patriarchaler
(Un-)Logik nach - nur innerhalb des Systems ist die Unlogik logisch -, dass
Frauen in allen patriarchalen Gesellschaften keine Anerkennung als den Männern
gleichgestellte Menschen erfahren, sondern ihnen ausschliesslich Funktionen
zugeschrieben und sie damit nur Objektstatus erhalten
(vgl. Paragr. 218, Pornographie).
H. Schröder benennt den Alltagskrieg und Kriegsalltag der Frauen mit
schmerzlicher Genauigkeit und lässt sich und uns keine Verleugungen und
Euphemismen durchgehen. Sie spiegelt eine unangenehme Wahrheit und löst
damit - vermute ich - unangemessene Abwehr aus statt Anerkennung, die diese
Analyse verdient, zeigt auch den Widerstand der Frauen gegen diese Herrschaft
auf - soweit bisher erforscht.
In einer Hommage für Ingrid Schmitz-Harzbach (einer der wenigen feministischen
Politikwissenschaftlerinnen der 1970-er Jahre) fragt sie: "Menschenrechte
- aber wer ist Mensch?" (S. 156 ff), und Irmtraud Morgner, der "grossen Ketzerin",
Philosophin und Poetin, widmet sie einen - m. E. zu kurzen - Artikel.
Zu kurz, weil so der Irmtraud Morgner eigene Spott und die Ironie, mit der
sie die Geschichte(n) erzählt, nicht deutlich werden, und das ist schade.
Denn beides sind Fähigkeiten des Widerstands, die Frauen brauchen.
Das Buch legt zwei Gedanken von Irmtraud Morgner nahe, die in der Tat
umzusetzen sind:
" Wer zu lebenslänglichem Kerker verurteilt wurde und keine Ausbruchspläne
macht, ist nicht stolz, sondern feige."
Und um auf die Zukunft zu verweisen: "Eine Ketzerin ist ein Mensch,
der heute schon Mögliches von Übermorgen bedenkt und danach handelt."
(Irmtraud Morgner).
In diesem Sinne ist das Buch als Aufklärungsbuch, das die Welt vom Kopf
auf die Füsse stellt, dringend zu empfehlen.
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